Schönheit ist ja Geschmackssache, so ist es auch bei dem Altarbild der Stephanuskirche in Fessenheim. Es befindet sich seit 1961 in der Kirche und wurde von dem Künstler Adolf Kleemann gemalt.
Es zeigt den Augenblick, an dem Jesus das letzte Mal den Kopf senkt und stirbt. Im Hintergrund verfinstert sich bereits die Sonne, die Soldaten sind noch vertieft in ihr Würfelspiel um das lange Gewand von Jesus, das zu schade zum Zerteilen ist.
Die Soldaten nehmen für eine typische Kreuzigungsdarstellung ungewöhnlich viel Raum ein. Der linke Soldat zeigt dem anderen seinen Würfelwurf. Wir sehen das Ergebnis nicht - wir sehen nur, was auf der Seite liegt. Eine 1 und eine 3. Drei und eins, beides göttliche Zahlen - sie verweisen auf die Dreieinigkeit Gottes, ein Gott in drei Gestalten, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der linke Soldat scheint gewonnen zu haben - so wie die 1 und die 3 liegen, könnte er eine 11 gewürfelt haben. Auf alle Fälle scheint es zum Gewinnen zu reichen, der rechte Soldat schaut doch recht säuerlich drein. Zufrieden macht der kniende Soldat mit seiner Hand das Siegeszeichen.
Die Menschen, die gerade Gott selbst getötet haben, machen das Siegeszeichen - und sie sehen nicht, dass sich der eigentliche Sieg gerade hinter ihnen anbahnt. In ihrem Rücken geschieht in diesem Moment die Erlösung der gesamten Welt von allem, was auf ewig von Gott trennt - aber die Menschen bekommen es nicht einmal mit, weil sie so in ihrem gierigen Spiel vertieft sind.
Ein Sinnbild für unsere Welt, in der der Tod und die Auferstehung Jesu, unsere Erlösung und die damit verbundenen Freiheit für viele Menschen keine Rolle spielt. Viele Menschen sind zu sehr mit sich und ihrem Leben beschäftigt, um all die Wunder Gottes wahrzunehmen - bei unserer Erlösung angefangen. Und so mahnt uns das Bild: Schaut hin - und seht die Wunder Gottes!
Ihr Pfarrer Heiko Seeburg